Entwicklung und Zusammensetzung des Heizölpreises
Im Juni 2015 befand sich der Heizölpreis in Deutschland auf einem vergleichsweise sehr niedrigen Niveau; der Durchschnittspreis lag bis zu diesem Zeitpunkt mehr als 40 Prozent unter den Durchschnittspreisen aus den Jahren 2011 bis 2014. Wie erklären sich solche Preisschwankungen, welche Heizöl-Prognose leitet sich daraus ab und wann sollte man angesichts dessen seinen Heizöltank füllen?
Zusammensetzung des Heizölpreises
Die Zusammensetzung des Endpreises ist beim Heizöl sehr transparent. Dem örtlichen Handel fällt bei der Preisfindung die kleinste Bedeutung zu. Ihm verblieben im April 2015 nur durchschnittlich 3,39 Cent pro Liter respektive 5,39 Prozent der Gesamtsumme. Der größte Anteil entfällt immer auf den Einkaufspreis; im April 2015 waren das durchschnittlich 43,35 Cent pro Liter. Ein fester Preisbestandteil war die Energiesteuer mit konstant 6,14 Cent pro Liter. Die Umsatzsteuer beträgt jeweils 19 Prozent. Somit wächst der Umsatzsteueranteil mit dem Nettopreis. Insgesamt ergab sich für den Durchschnittspreis von 62,92 Cent pro Liter im April 2015 folgende Preiszusammensetzung:
- 43,35 Cent Einkaufspreis (0,688 Prozent)
- 6,14 Cent Energiesteuer (0,097 Prozent)
- 10,05 Cent Umsatzsteuer (19 Prozent)
- 3,39 Cent Deckungsbeitrag Handel (0,054 Prozent)
Hierbei wird von einer Abnahmemenge von 3000 Litern ausgegangen. Die Abnahmemenge ist insoweit von Bedeutung, als der Endpreis auch Lieferkosten beinhaltet, die mit steigenden Abnahmemengen prozentual sinken.
Preisbestimmende Faktoren
Um eine Heizöl-Prognose treffen zu können, müssen gleich mehrere Faktoren miteinbezogen werden. Die wichtigste Stellschraube für Preisänderungen liegt im Einkaufspreis für Erdöl, aus dem das in Deutschland fast ausschließlich verwendete leichte Heizöl der Sorte HEL hergestellt wird. Da Erdöl aber ausschließlich in US-Dollar (USD) gehandelt wird, kommt auch dem jeweiligen Wechselkurs Euro/USD eine preisbestimmende Bedeutung zu.
Der Einkaufspreis wird bestimmt durch Angebot und Nachfrage. Je nach der von der OPEC beschlossenen Fördermenge und dem weltweiten Bedarf steigen oder fallen die Preise. Wesentlich zum Preisverfall beigetragen hat auch das von den USA durch Fracking geförderte Schieferöl, durch das sich der Ölimport der USA reduzierte. Da die OPEC-Staaten ihre Fördermengen dennoch kaum reduziert hatten, sank weltweit der Erdölpreis.
Historische Preisentwicklung
Der Blick auf die historische Preisentwicklung zeigt neben Sonderbewegungen um 1981 (Ölkrise) eine bis zum Jahr 2004 mehr oder weniger konstant nach oben führende Kurve. Doch ab 2003 zogen die Rohölpreise von damals noch unter 30 USD pro Barrel (ein Barrel entspricht etwa 159 Litern) deutlich an. Mit Beginn der Bankenkrise sanken zwar die Preise zunächst, erhöhten sich dann aber in den Jahren 2011 bis 2013 auf ein bisher dahin nicht gesehenes Niveau von bis zu 111,63 USD pro Barrel. Dann setzte erneut ein Preisverfall ein. Anfang Juni 2015 lag der Erdölpreis pro Barrel bei nur noch 55,32 USD. Daraus ergab sich der oben schon angeführte durchschnittliche Heizölpreis von knapp über 60 Cent pro Liter.
Heizöl-Prognose: Zukünftige Preisentwicklung
Eine seriöse Heizöl-Prognose ist aufgrund zu vieler Unwägbarkeiten kaum zu erstellen. Insbesondere die noch immer ungelöste Griechenlandkrise, die verheerende Auswirkungen nicht nur auf den Euro, sondern auf die wirtschaftliche Entwicklung in ganz Europa haben könnte, machen eine Vorhersage nahezu unmöglich. Auch die geopolitische Lage im Nahen Osten durch den Vormarsch der IS erschwert Vorhersagen. Zudem ist fraglich, wie lange die USA an der Schieferölförderung festhalten wird, wenn der gesunkene Rohölpreis diese Methode unwirtschaftlich werden lässt.
Dass das Erdöl letztlich eine endliche Ressource ist, auf die derzeit trotz diverser Alternativen schlecht verzichtet werden kann, muss hingegen nicht preistreibend sein. Laut der Bundesanstalt für Geowissenschaft und Rohstoffe (BGR) ist die Erdölversorgung noch auf Jahrzehnte gesichert. Insgesamt scheint aber auch losgelöst vom Wechselkurs EUR/USD ein baldiger Preisanstieg wahrscheinlicher als ein weiterer Preisverfall.